Asyl-Monologe

Asyl-Monologe

Dezember 2013Gestern war ich bei einer Aufführung des Theaterstücks Asyl-Monologe im Heimathafen Neukölln. Darin werden die Geschichten dreier Flüchtlinge erzählt. Aus welchen Gründen und unter welchen Umständen sie aus ihren Heimatländern geflüchtet sind und wie es ihnen nach ihrer Ankunft in Deutschland ergangen ist. Konzipiert als sich immer wieder abwechselnder Monolog der drei Darsteller und basierend auf langen Interviews mit realen Flüchtlingen, die lediglich gekürzt, aber dennoch wortgetreu wiedergegeben werden, baut sich mit der sparsam eingesetzten Musikuntermalung sehr schnell eine eindringliche Atmosphäre auf.

Der äthiopische Arzt Felleke erzählt u.a. davon, wie er mehr und mehr dazu gedrängt wird Menschen für Kriegseinsätze gesund zu schreiben, die weit davon entfernt sind einen erneuten Einsatz bestreiten zu können. Seine auch schon davor geäußerte Kritik an den bestehenden politischen und gesellschaftlichen Problemen in seinem Land und sein Engagement dagegen anzugehen bescherten im immer größere Probleme, die ihn letztendlich dazu zwingen sein Land zu verlassen, da er ansonsten um sein Leben fürchten muss.

Safiye beschreibt die Unterdrückung unter der sie als Kurdin in der Türkei zu leiden hatte. Ihr politischer Einsatz für die Rechte der Kurden führte zu einer langjährigen Haftstrafe für sich und Mitstreiter von ihr. In türkischer Haft erleidet sie von da an jahrelange körperliche und vor allem seelische Folter und beschreibt sehr eindringlich, wie sie über eine lange Zeit jeden Tag ihren Tod erwarten musste. Auch nach der Haftentlassung sind Menschen aus ihrem Umfeld oft wieder willkürlich eingesperrt und verfolgt worden, was sie letztendlich dazu veranlasste aus der Türkei zu flüchten.

Ali aus Togo schildert schließlich einen diktatorischen Unrechtsstaat, in dem er zudem Armut und Krankheit ausgesetzt ist. Nachdem er seinen Onkel im Gefängnis verliert, kämpft er selbst gegen den Diktator. Verfolgung, Gewalt und Perspektivlosigkeit zwingen in aber schließlich seine Heimat zu verlassen.

Biografien die beispielhaft für viele Flüchtlinge sind. Und angekommen in Deutschland erhofften die drei eine schnelle Genehmigung ihrer Asyl-Anträge. Alle drei erzählen dann aber, wie ihre Leidensgeschichte auch in Deutschland kein Ende nahm.

Behörden konnten ein für das Asyl notwendige Visum von Felleke jahrelang nicht ausfindig machen. Als es in die Endphase der beschlossenen Abschiebung ging, lag es allerdings sofort vor. Übersetzungsfehler beim Vortrag von Safiye machten aus einem schäbigen Waschraum im Gefängnis eine türkische Sauna, was dazu führte, dass ihr gesamter Vortrag als unglaubwürdig bewertet und die Ablehnung des Antrages beschlossen wurde. Eine Korrektur des Fehlers wurde dabei über eine lange Zeit blockiert. Ali war gesundheitlich immer stärker angeschlagen. Konnte aber erst auf medizinische Hilfe hoffen, wenn seine Krankheiten lebensbedrohlich zu werden schienen und musste dabei auch bei starken Schmerzen meist mehrere Wochen auf eine Entscheidung des Amtes warten. Darüber hinaus erlitten alle noch zahlreiche weitere Schikanen und waren auch durch verbreitete Ablehnung bis zur Gewalt in Verbindung mit nicht enden wollender Perspektivlosigkeit zunehmend hoffnungslos.

Mit Hilfe engagierter Menschen und ihrem eigenen kämpferischen Selbstbewusstsein haben sie es schließlich geschafft nicht abgeschoben zu werden. Die Hoffnung auf Perspektive, Integration und ein lebenswertes Leben steht damit allerdings erst am Anfang.

Bei der Diskussion über Flüchtlinge die in die Europäische Union und damit auch nach Deutschland drängen, sollte man solche Biografien immer vor Augen haben. Die wenigsten Menschen verlassen ihre Heimat aus freien Stücken um in der Fremde ihr Glück zu suchen, sondern haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Toleranz, Solidarität und konkrete Hilfe, auch im Kleinen, sollten in einem reichen Land wie Deutschland dabei eine Selbstverständlichkeit sein.