Ende August haben wir – meine Freundin, unser Hund und ich – uns auf den Weg gemacht um ein paar Tage an der Elbe entlang zu radeln. Gestartet sind wir morgens in Schönhausen (Elbe). Um dort hin zu gelangen mussten aber zunächst wir, unser Gepäck und unsere zwei Fahrräder samt Hundeanhänger eine 2-stündige Zugfahrt unternehmen. Dies gestaltete sich bis Rathenow, dank halbwegs geräumiger Fahrradabteile im Regionalexpress von Berlin, noch als nicht allzu stressige Angelegenheit. Die zahlreichen anderen Fahrradreisenden um uns herum ließen jedoch schon vermuten, dass es nicht so bleiben wird.
Und spätestens als alle in Rathenow ausgestiegen waren wurde klar, dass der Anschlusszug (eine Regionalbahn) schon Probleme bekommen wird, allein die ganzen Passagiere, die ohne Fahrrad unterwegs sind, mitzunehmen. Der Blick der 10-köpfigen Radreisegruppe neben uns, als die aus gerade mal zwei Waggonabteilen bestehende Regionalbahn einfuhr, sprach schließlich Bände. Letztendlich hatten wir das Glück noch einen Platz im nicht für Fahrräder vorgesehenen Einstieg mitsamt unseres, wie für eine Weltreise anmutenden, Gepäcks zu ergattern. Der Blick aus dem Fenster auf ein gutes Dutzend nicht so glücklicher Menschen mitsamt ihrer Fahrräder ließ uns aufatmen und auf den Start unserer Reise auf eigenen Rädern freuen.
Ein toter Waschbär der uns bereits auf den ersten 500 Metern am Straßenrand begegnete, erwies sich glücklicherweise nicht als schlechtes Omen und so sind wir schnell von der Bundesstraße in die Elbauen Richtung Radweg gewechselt. Der erste Anblick der Elbe sollte auch direkt mit der ersten Überquerung des Flusses einhergehen. Am Ende einer Straße führte ein Betonsohle in den breiten, von einem satten Grün gesäumten Fluss. Auf der anderen Seite war die Fähre „Arneburg“ zu sehen und wir genossen die Ankunft an der Elbe. Erstaunlich leise näherte sich die Fähre und dies lag an einer interessanten Konstruktion. In der Mitte des Flusses war ein Stahlseil, das über mehrere Bojen bis zur Fähre reicht, verankert und mithilfe der nicht geringen Strömung wird so die Überquerung fast komplett ohne Motorhilfe bewerkstelligt.
Auf der westlichen Elbseite führt der Radweg zunächst in einem großen Bogen um den direkt am Fluss gelegenen Industriepark Altmark. Von diesem, auf dem Gelände des ehemaligen AKW Stendal gelegenen Komplexes, bekommt man aber nur einen als Fixpunkt am Horizont erscheinenden Schornstein mit. Der Weg selbst geht zunächst durch mehrere kleine Ortschaften und verläuft später hauptsächlich neben oder auf dem Deich am Rande der Elbauen. Und hier zeigte sich sofort der ganze Reiz des Elberadwegs. Der weite Blick in eine vor grün nur so strotzende Landschaft, durch Fachwerkhäuser geprägte Orte und nicht zuletzt der sehr gut zu fahrende Weg selbst machten es zum Vergnügen die Kilometer an sich vorbeiziehen zu lassen.
Schon hier, noch weit entfernt vom Wendland, ist uns das erste rote X als Zeichen der Antiatomkraftbewegung begegnet. Diese sollten wir in den nächsten Tagen noch dutzendfach zu Gesicht bekommen. Dies und der Wechsel der Elbseite als Überquerung der ehemaligen innerdeutschen Grenze im späteren Verlauf des Flusses machen die Fahrt an der Elbe auch zu einer Fahrt durch entscheidende Teiler deutscher Geschichte.
Der Gedanke daran fiel uns im späteren Verlauf der ersten Tagesetappe aber immer schwerer. Waren wir am späten Nachmittag zunächst einem imposanten Regenschauer, der vor uns vorbeizog, entkommen, erreichten wir unser erstes Tagesziel nach knapp 70 gefahrenen Kilometern doch deutlich später als erwartet. Die Reise mit Hund samt Anhänger wirkte sich so auf unsere Reisegeschwindigkeit aus, dass wir erst am frühen Abend auf dem Hof einer freundlichen Couchsurferin ankamen und dort, noch ehe wir in der Lage waren einen vernünftigen Unterstand zu suchen, von einem Platzregen erwischt wurden.
Nass und geschafft bauten wir recht bald unser Nachtlager auf und freuten uns zunächst mehr auf etwas erholsamen Schlaf, als auf auf den nächsten Tag. Aber die Tour fing ja gerade erst an.